Hallo,
tut mir leid das ich so verspätet antworte, bin aber erst eben gerade auf deinen Beitrag gestoßen.
Die Thematik Tagebuch ist sehr vielschichtig. Für mich sind aber Tagebuch und die Protokollierung von Handelsaktivität zwei verschiedene Dinge.
Ein Tagebuch führe ich dahingehend das ich notiere, ob ich den Handel ausgesetzt habe weil die Verbindung abgebrochen ist, ein Update erfolgt ist und das System mit dem neuen Update erst noch durchgetestet werden muss, ich krank bin oder ich andere Termine und Veranstaltungen wahrgenommen habe oder was auch immer. Einzelne Positionen werden hier nicht aufgeführt. Es geht für mich nur um das Festhalten der äußeren Einflüsse im Allgemeinen.
Die Handelsaktivität wird vom Handelsprogramm selbst umfassend protokolliert, somit entfällt bei mir eine gesonderte Erfassung. Diese Protokollierung ist enorm wichtig und sollte falls nicht durch das Handelsprogramm auf jeden Fall detailliert gesondert erfasst werden. Meine Strategien verfolgen völlig unterschiedliche Handelsansätze so dass für jede einzelne der Fokus bei den Kennziffern wo anders liegt. Das scalping Programm lebt in erster Linie von der guten Trefferquote. Bei Signalen die Kursziele von 30 FDAX Punkten und mehr haben, ist für mich der „Intratrade Drawdown“ und der „Run-Up“ sehr wichtig. Wird der Trade mit Verlust geschlossen zeigt mir der „Run-Up“ wo der perfekte Ausstiegszeitpunkt gewesen wäre. Ich erfahre also ob der Trade an sich schon schlecht war oder ob ich meine Ausstiegskriterien überdenken oder anpassen sollte. Der „Intratrade Drawdown“ sagt mir wie gut ich mit dem Timing meiner Positionseröffnung war. Ist dieser sehr groß aber die Position letztlich doch positiv, sollte ich prüfen in wie weit das Signal zukünftig eventuell verzögert werden sollte.
All die anderen Kennziffern eines Systems werden in der gesamten Entwicklungsphase mit berücksichtig. Diese Kennziffern fallen also nicht unter den Tisch, sondern werden vorher schon umfassend in der Planung berücksichtig. Die Gewichtung der Kennziffern im Speziellen hängt von der zugrunde gelegten Handelsidee ab.
Im Kern geht es aber um etwas anderes.
Bin ich erfolgreich ja oder nein?
Im Allgemeinen reicht der Blick auf den Kontostand, aber wenn sich dann die Frage nach dem warum oder wieso stellt wird es schon schwerer. Im Regelfall liegt nachweislich kein Erfolg vor und es stellt sich die berechtigte Frage, was läuft bei mir falsch. An dieser Stelle kommt die Vorlage von Stefan aus Beitrag 7 zum Einsatz. Jetzt hat man diesen Ordner voller Trades und müsste anfangen diesen systematisch aufzuarbeiten. Ganz ehrlich gesagt genau das macht keiner der Verlierer! Wer das machen würde, würde nämlich die wahren Gründe des Scheiterns finden und in naher Zukunft mindestens die schwarze null an der Börse machen.
Die sehr gute Vorlage von Beitrag 7 ist der erste Schritt. Der zweite Schritt ist aber viel schwerer, nämlich das Auswerten.
Es ist unerheblich ob ein System manuell oder automatisch handelt. Das Geld wird mit beiden Varianten täglich verloren. Viel sinnvoller wäre die Frage zu sich selbst, habe ich meine Handelsidee ausreichend getestet, um tatsächlich damit echtes Geld zu handeln. Bei vielen Personen habe ich den Eindruck das diese mit ihrem Geld mehr ausprobieren anstatt im Vorfeld mal die Ideen auch nur ansatzweise etwas zu überprüfen.
Das Tagebuch ist eine gute Hilfe dem Verlust/Fehler auf die Spur zu kommen, aber wer will schon gerne wissen was er falsch macht …
Gruß
mistrade