Bild Heiko BehrendtTrader-Stammtisch im Interview mit Heiko Behrendt

TS: Können Sie uns bitte berichten, wie zum Trading gekommen sind?

H. Behrendt: Das erste Mal Berührung mit den Märkten hatte ich bei der Zeichnung der Telekom Aktie. 
Ich hatte damals Geld gespart und die Dame bei der Bank hatte mir einen Fonds oder die Zeichnung der Aktie angeboten. Ich hatte mich dann für die Telekom Aktie entschieden.

Nachdem die Aktie sich in wenigen Wochen fast verdoppelt hatte, war die Faszination Börse in mir geweckt worden. 

TS: Was ist Ihre Motivation zu traden?

H. Behrendt: Meine Motivation war damals, dass ich an der Börse wesentlich einfacher Geld verdienen konnte als mit der Arbeit als Zimmermann (meinem eigentlichen Beruf). Wo sonst auf der Welt bekommt man als Quereinsteiger ohne Diplom die Möglichkeit so viel Geld zu verdienen? Ein paar weitere Gründe waren, das ich als Trader mein eigener Chef bin, keiner macht mir Vorschriften, ich kann von zu Hause arbeiten und das Beste ich kann ausschlafen ;), denn der reguläre Handel beginnt erst um 9 Uhr  (auf  Montage musste ich meist gegen 6 Uhr aufstehen).  Leider war es nur die Motivation - ohne das passende Ergebnis dazu. 

TS:  Waren Sie von Beginn an erfolgreich oder gab es auch das besagte Lehrgeld zu zahlen?

H. Behrendt: Wie in der letzten Antwort bereits angedeutet, war am Anfang nur die Motivation, der Traum viel Geld zu verdienen. Leider kam es komplett anders. Es war mit dem Neuen Markt eine verrückte Zeit. Man konnte sich nicht vorstellen, dass diese Party irgendwann vorbei sein würde. Bis dato waren Themen wie Moneymanagement nicht bekannt. So kam es, dass sich meine ganzen Gewinne und das eingesetzte Kapital beim Crash der Technologieblase in Luft auflösten. Somit hatte ich sehr viel Lehrgeld zahlen müssen.

TS:  Gab es einen Mentor oder ein Vorbild, das Ihnen geholfen hat?

H. Behrendt: Nachdem ich am Boden war, merkte ich dass ich etwas verändern musste. Ich habe alles, was es im Internet zum Thema Trading gab, verschlungen. Unter anderem wurden mir die Bücher von Joe Ross empfohlen. Dieser schrieb ein Buch mit dem Titel: Trading ist ein Geschäft . Nach diesem Prinzip stellte ich mein Trading auf und behandelte das Trading fortan als Geschäft. Zudem nutzt Joe Ross die Markttechnik als Grundlage zum Trading. Ich merkte, dass mir seine Tradingmethode sehr gut gefiel und ich damit nach langer Zeit des Misserfolgs wieder Erfolg im Trading hatte und sogar Gewinne machte. Eine weitere Hilfe war damals der Austausch mit anderen Tradern, die ich in Börsenforen kennengelernt hatte. Wobei man nicht so einfach die guten User herausfindet. Leider gibt es genug, die sich hinter ihrem Nickname und einer Fassade verstecken. Mit einigen Tradern bin ich mittlerweile über 10 Jahre befreundet. 

TS:  Wann haben Sie mit dem Scalp-Trading begonnen und was gefällt Ihnen an dem doch hochintensiven Trading so besonders?

H. Behrendt: Nachdem ich angefangen hatte meine Trades auszuwerten, stellte ich fest, dass ich bei vielen Trades ein gutes Timing beim Einstieg hatte. Leider stieg ich bei vielen Trades, die im Gewinn lagen, im Minus aus.

Ich habe dann angefangen die Gewinne aktiv mitzunehmen. Damals hatte ich immer geschrieben, dass ich mir ein Stück aus dem Markt schnibbel. Irgendwann meinte jemand zu mir, das was ich mache nennt sich Scalp-Trading. So gesehen betreibe ich das Scalp-Trading seit ca. 2002.

Mir gefällt an dem Trading, dass ich Positionen nur kurz halten muss. Das kommt meiner ungeduldigen Natur sehr entgegen. Zudem war das Trading perfekt geeignet, um nach der Arbeit die letzten Stunden in den US- Märkten zu handeln. In einem 60min Chart hatte man dort keine Chance und musste immer das GAP Risiko am nächsten Tag mit einkalkulieren.
Es reicht, wenn man wirklich nur dann aufmerksam wird, wenn sich eine interessante Situation ergibt. Von daher ist es nicht wirklich hochintensiv, außer man will es so und macht 200 Trades am Tag.   

TS:  Handeln Sie neben dem Scalping auch längerfristig, wie Swing- oder Positionstrading?

H. Behrendt: Ich habe es eine Zeit lang versucht. Leider bin ich da jedesmal in Konflikt gekommen, wenn ich langfristig Long positioniert war, aber im Scalping Short handelte.

Deshalb betreibe ich kein anderes Trading mehr. Hier und da habe ich noch paar Aktien, aber diese habe ich eher als Investment um an der Dividende zu partizipieren.

TS:  Welche Underlyings nutzen Sie hauptsächlich für Ihr Trading und warum gerade diese?

H. Behrendt: Vom Jahr 2000 bis zum Jahr 2008 habe ich nur den DAX gehandelt. Ich merkte im Jahr 2009 dass ich permanent mit meinen Setups ausgestoppt wurde. Aus diesem Grund wechselte ich den Markt und bin auf den Euro Future umgestiegen, den ich jetzt am Vormittag handele.  Am Nachmittag bewegt sich der DAX sowieso nach den USA. Aufgrund dessen habe ich am Nachmittag immer die US Futures gehandelt. Aktuell trade ich am Nachmittag noch den Dow Future. 
Ab und zu schaue ich mir noch den Öl und Gold Future an.

TS:  Wieviel Zeit beansprucht Ihre Trade-Vorbereitung, wieviel Zeit benötigen Sie für das Trade-Management offener Positionen und für die Trade-Nachbereitung?

H. Behrendt: Da dieses Prozedere mittlerweile Routine ist, benötige ich am Morgen 10 Minuten um zu checken, wie die Indizes im großen Timeframe Tageschart und 60 min Chart aussehen. Zudem schaue ich, wann noch wichtige Wirtschaftszahlen kommen. Für die Tradenachbereitung brauche ich wesentlich länger, da ich ein Tradingtagebuch schreibe. So lasse ich den Tag noch einmal Revue passieren und überprüfe meine Trades dahingehend, ob ich mich wirklich an meine Setups gehalten habe. Für das Positionsmanagement geht nicht viel Zeit drauf, da meine Haltedauer im Schnitt nur 7 Minuten ist. Da heißt es einfach nur rein und raus.  

TS:  Ist Ihnen der Austausch mit anderen Tradern wichtig?

H. Behrendt: Ja, der Austausch ist mir wichtig, weil man zum einen selber noch etwas lernen kann und zudem die Sichtweisen von anderen Tradern auf die Märkte mitbekommt.

TS:  Wie verbinden Sie Ihr Trading mit dem Privatleben?

H. Behrendt: Ich versuche Trading und das Private zu trennen. Da kommt es mir zu Gute, dass ich keine offenen Positionen mehr habe und flat bin, wenn ich den Rechner aus mache. Dadurch kann ich gut abschalten. 
 Zudem versuche ich mein Trading wie eine Arbeit zu sehen. Das bedeutet ich fange um 9 Uhr an, handele bis 12/13 Uhr, mache danach bis 14 Uhr Mittagspause und handele dann noch einmal bis 17Uhr. Sollte ich noch eine „Nachtschicht“ machen, dann meist in der Zeit von 20-22 Uhr. 

TS:  Was ist Ihrer Meinung nach die wichtigste Regel beim Trading?

H. Behrendt: Die wichtigste Regel ist: Disziplin, Disziplin und nochmals Disziplin. So einfach man es sagt, so schwer ist diese Regel umzusetzen. Nur mit der Disziplin kann man die Regeln, die man für sich aufgestellt hat, umsetzen und hält damit die Emotionen von Angst und Gier in Schach. Dazu gehört auch die wichtige Regel, immer und immer die Stopps einzuhalten.  

TS:  Was machen Sie in Ihrer Freizeit?

H. Behrendt: Ich treffe mich gerne mit Freunden und unternehme etwas mit ihnen. Zudem fahre ich gerne  Mountainbike.

TS: Wir bedanken uns für dieses interessante Interview, wünschen Ihnen für die Zukunft alles Gute und dass Sie Ihre Ziele erreichen. 

H. Behrendt: Ich bedanke mich ebenfalls für das Interview. Ihr Heiko Behrendt

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Hast du noch eine Frage an Heiko Behrendt? 

Dann schreibt diese doch unten in das Komentarfeld und wir werden deine Frage weiterleiten. Wenn Herr Behrendt diese dann beantwortet hat ergänzen wir das Interview. 

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27.03.2012 | 9105 Aufrufe