Das turbulente Börsenjahr 2018 liegt nun schon rund zwei Wochen hinter uns und die meisten Trader werden wahrscheinlich nur ungern ein Blick zurück auf ihre Bilanzen und Handelsergebnisse werfen.

Keine Frage, 2018 war nicht nur dank der extremen Hitzeperiode im Sommer ein Jahr der Superlative!

Das permanente Auf und Ab an den Märkten hat eine Menge Nerven gekostet und viele von uns immer wieder auf dem falschen Fuß erwischt, so dass am Ende des Jahres wieder einmal ein deutlicher Verlust zu verbuchen ist.

Volatilität ist explodiert

Bereits Ende Januar wurden vor allem die Optionshändler schlagartig aus ihrem Winterschlaf gerissen als sich der Volatilitätsindex VIX innerhalb kürzester Zeit um über 350% erhob und damit die Optionspreise explodieren lies. Gleichzeitig stürzten die großen Indizes teilweise um über 12% nach unten.

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Bildquelle: tradingview.com

Eine gefährliche Leichtigkeit an den Märkten kombiniert mit zu großen Positionsgrößen lies nicht selten die Konten von so genannten Stillhaltern (Optionsverkäufern) innerhalb von wenigen Tagen um 20 – 50% schrumpfen. Die harte Arbeit von mehreren Monaten oder sogar Jahren löste sich durch ein „kurzes Husten“ der Märkte in Luft auf. Doch die Heftigkeit dieses Events überraschte auch den ein oder anderen erfahrenen Händler und verursachte tiefe Narben im Depot.

Während viele noch damit beschäftigt waren, aufzustehen, sich zu schütteln und vorsichtig wieder erste Trades eingingen oder auch erst mal die Nase voll hatten von Börse, brauchte bspw. der Nasdaq100 nicht mal 20 Tage, um wieder auf ein neues Allzeithoch zu schießen. Der S&P500 lies es etwas gemütlicher angehen und schaffte es erst gegen Ende August auf ein neues Allzeithoch zu klettern.

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Doch kaum waren die Allzeithochs erklommen, zogen erneut dunkle Wolken über den Finanzmärkten auf. Der Handelskrieg zwischen USA und China, steigende Zinsen, die Streitigkeiten über den Brexit oder die Angst vor einer Rezession begleiteten u.a. die Börsianer über das Jahr hinweg und sorgten permanent für eine unterschwellige Unsicherheit an den Märkten.

Spätestens am 10. Oktober war es dann vorbei mit dem Sonnenschein. Der S&P500 verlor unter hohem Handelsvolumen an diesem Tag knapp 4% und der Nasdaq100 sogar 5,3%. Erster Vorbote war die vorangegangene Häufung an Distributionstagen (Umverteilungstage). So bezeichnet man negative Tage mit erhöhtem Handelsvolumen, die auf eine Umverteilung von Aktien hindeuten und möglicherweise das Ende einer Aufwärtsbewegung markieren. Doch in Anbetracht der Hoffnung, dass November und Dezember statistisch zu den stärksten Monaten gehören, wollte man keinesfalls die Jahresendrallye verpassen.

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Schlechteste Weihnachtsperformance aller Zeiten!

Eine zähe Achterbahnfahrt begleitete uns bis Anfang Dezember. Dann folgte der nächste heftige Abschwung, der in den USA nicht mal am 24.12. eine Pause einlegte. Tagesverluste von 2-3% waren in dieser Zeit keine Seltenheit und der Blick aufs Konto könnte einigen Börsianern die Lust auf die Weihnachtsfeiertage deutlich vermiest haben. In der Spitze verlor der S&P 500 alleine im Dezember etwa 17%. Von seinem Allzeithoch im September ging es sogar über 20% nach unten. Die diesjährige Jahresendrallye ging dann wohl eher nach hinten los und bescherte uns somit im S&P500 das erste deutliche Verlustjahr seit 2008.

So weit, so schlecht.

Verluste gehören dazu, ABER…

Nein, Verluste sind nicht schön und Ja, sie gehören nun mal zum Börsenhandel dazu. Aber richtig ärgerlich wird es vor allem dann, wenn man viele Stunden vorm Rechner verbracht hat, Charts analysiert hat (Wo ist der Trend??), Trademöglichkeiten gesucht hat, zusätzlich noch Geld für eine schicke Handelssoftware ausgegeben hat, meist noch hunderte von Euros an Handelsgebühren bezahlt hat, um dann am Ende des Jahres wieder nur einen Verlust verbuchen zu können.

…das geht auch deutlich einfacher und billiger!

Und nicht zu vergessen, die vielen „Experten“ mit ihren schicken Webinaren, Börsenbriefen, Signaldiensten, Strategien, Coachings usw. die wieder nur unser bestes wollten. Vor allem nach solch einem Jahr sollte mal wieder klarwerden, wer dank vieler Versprechen dennoch kräftig verdient hat. Es ist bestimmt nicht der private Trader. Leider ist der Einäugige nun mal König unter den Blinden 😉 und wie einer dieser „Experten“ mal spitz bemerkte: Wer nichts weiß, muss alles glauben.

Doch sind die Experten wirklich erfolgreicher? Wenn man sich so umhört und nach den Ergebnissen diverser Börsenbriefe und Signaldienste fragt oder mal auf die Performance einiger Managed Accounts schaut, so kommt man schnell dahinter, dass es die „Profis“ auch nicht besser gemacht haben. Im Gegenteil! Hier sieht sich der hoffnungsvolle Kleinanleger nicht selten mit Verlusten deutlich über 10% konfrontiert, während der S&P 500 im Börsenjahr 2018 nicht mal 7% und der Nasdaq100 gerade mal 1,4% verloren hat. Ach ja, Gebühren musste man für den erhöhten Verlust auf dem Konto natürlich auch noch bezahlen. Schließlich muss sich auch um die Verluste jemand aktiv kümmern. Investiert bitte selbst etwas Zeit und macht euch ein Bild!

Neues Jahr, neue Strategie … 4.0

Wie so oft zum Anfang des Jahres, nimmt man sich so einiges vor und wieder einmal steht bei vielen Tradern die Verbesserung der Handelsstrategie auf dem Plan ganz oben. Genügend Auswahl und Optimierungsbedarf wird einem ja immer angeboten. Nur die wenigsten werden sich ernsthaft mit dem Thema Buy & Hold, also stumpfes Kaufen und Liegen lassen, befassen. Zu verlockend sind die Versprechen der vielen tollen Ansätze und Produkte der schönen bunten Finanzwelt und zu groß die Angst vor dem nächsten Börsencrash. Und nicht zuletzt ist es immer wieder dieser hartnäckige Ehrgeiz, der uns antreibt, um endlich den breiten Markt zu schlagen.

Doch ganz ehrlich, wer bitteschön hat es denn tatsächlich geschafft über die letzten 10 Jahre mit seiner Strategie eine durchschnittliche Jahresrendite von über 10% zu erwirtschaften?? Genau das hättet ihr nämlich bekommen, wenn ihr Anfang 2009 den Mut gehabt hättet und in einen laaaangweiligen ETF auf den breiten amerikanischen Markt investiert hättet. Ja, erfolgreicher Börsenhandel kann tatsächlich so langweilig sein. Schaut selbst…

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Bildquelle: tradingview.com

Ja, aber...

OK, natürlich wissen wir alle, dass der Einstieg kurz nach einer schweren Wirtschaftskrise erfolgte und die Märkte in den letzten Jahren fast nur eine Richtung kannten. Und fast alle haben irgendwo gespeichert, dass die Märkte damals gut 50% eingebrochen sind. Das möchte verständlicherweise niemand erleben. Doch wie auf dem anschließenden Bild zu sehen ist, könnten wir uns selbst bei einem Einstieg Anfang 2007 heute über ein deutliches Plus auf dem Konto freuen. Mit einem ETF auf den Nasdaq100 hätte man es selbst hier auf eine durchschnittliche Jahresrendite von über 10% geschafft. Dass ihr mit langweiligen Aktien einer Baumarktkette oder mit Zeichentrickfilmen sogar noch deutlich bessere Renditen erreicht hättet, lest ihr hier.

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Wo ist der Haken??

Ohne Zweifel, mit einer reinen Buy & Hold – Strategie wären wir deutlich erfolgreicher als 80-90% der Trader, die jeden Tag mit den ausgefeiltesten Strategien ihr Glück an den Märkten versuchen. Und der riesige Bedarf an immer noch besseren Handelsideen und Produkten wird mit einem Lächeln von der Finanzindustrie bedient. Natürlich wissen wir alle, dass bei einem Buy & Hold – Ansatz auch immer mal mit einem heftigen Einbruch der Märkte gerechnet werden muss. Und das ist eben auch der Hauptgrund, warum diesen Ansatz die wenigsten verfolgen. Wie schön wäre eine Glaskugel, die uns kurz vor einem Zusammenbruch der Märkte einen Hinweis geben würde, wann es Zeit ist, aus den Aktienmärkten auszusteigen.

Eine Glaskugel wäre toll!

Diese Kugel gibt es natürlich nicht, aber es gibt verschiedene wirtschaftliche Indikatoren, die uns mindestens genauso gute Hinweise liefern und nicht erst bevor der Markt 40-50% eingebrochen ist. Mit welchem sehr effektiven Wirtschaftsfaktor ihr den nächsten großen Crash mit hoher Wahrscheinlichkeit umschiffen könnt und ob es momentan dafür Anzeichen gibt, berichten wir in kürze im nächsten Artikel.

Wie habt ihr das vergangene Börsenjahr erlebt? Was waren eure Erfahrungen? Und wie denkt ihr über den Buy&Hold-Ansatz?

Einen erfolgreichen Börsenhandel und noch Alles Gute für das Jahr 2019 wünscht euch

Sven vom TS-Team

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16.01.2019 | 33003 Aufrufe