Hallo Sven,
du sprichst mir mit deinem Beitrag aus der geplagten Optionshändler-Seele
Auch ich hatte nach einem guten 2016 und 2017 ein schlechtes 2018. Es waren ja diese beiden Ereignisse in einem Jahr, welche wir in dieser Dimension so noch nicht am Markt gesehen haben.
Beschäftigt man sich mit den Hintergründen muss man feststellen, dass beide eigentlich überfällig waren. Die Volaexplosion im Februar resultierte aus dem zum Mainstream gewordenen Shortvola-Trade über an der Börse handelbare Produkte wie dem VXX, SVXY und XIV. Hier waren dann doch (nach einem rekordverdächtigen vola-armen Jahr 2017) zuviele Händler engagiert und wie wir wissen bereinigt der Markt früher oder später alles. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt keine Positionen, da wir einfach ein viel zu tiefes Niveau hatten und short vola einfach keinen Sinn machte. Ich hatte allerdings AOPs, welche natürlich dann auch unter Druck waren. Alles in allem noch kein Beinbruch, dass Minus war überschaubar, dank kleiner Positionen.
Schaut man sich die Ereignisse rund um Crude-Oil und Natural Gas an, stellt man fest, dass wir auch hier einen "Mainstream"-Trade hatten. Nämlich den Spread Öl long und Gas short, einem durchaus beliebten Trade vorallem im nordamerikanischen Raum. Auch hier gab es eine Bereinigung, denn nichts anderes kann es sein wenn Öl an mehreren Tagen 6-7% fällt und Gas an einem Tag 20% steigt. Aufgrund der COT-Daten hatte ich entsprechend eine Position. Wiederum auch sehr klein, man kennt ja die wilden Seiten dieser Märkte . Das es nun aber ein so wilder Ritt wurde, hatten wohl selbst langjährige Händler nicht auf dem Schirm. optionsellers.com sind ja grandios daran gescheitert. Man muss diese Pleite allerdings doch ein wenig relativieren, da ja im Nachhinein bekannt wurde, dass hier einfach zu große Positionen im Spiel waren. Positionen um die 10% und mehr in solchen Märkten müssen früher oder später tödlich sein. Hier hat es mich jedenfalls auch etwas stärker getroffen. Wenn eine Option an einem (!) Tag auf das 15-20fache ansteigt, ist das schon eine Hausnummer. Wie gesagt, durch kleine Positionen lag der Verlust noch im erträglichen Rahmen, dennoch war natürlich einiges an Arbeit dahin. Zumindest hatte sich das bei NG allerdings auch angedeutet: Die Terminstruktur der Futures war schon länger in Backwardation was auf eine hohe Nachfrage im Bereich der vorderen Kontrakte hindeutet. Darauf habe ich schlicht nicht geachtet.
Eines ist klar: Stillhalten funktioniert, ansonsten würde es niemanden geben der anderen Optionen verkauft. Es ist wie bei einer Versicherungsgesellschaft. Man muss allerdings ein sehr sehr guter Risikomanager sein.
Ich habe nach diesem Jahr sehr viel gelernt und lange reflektiert. Ich werde auch weiterhin Optionen handeln, allerdings nicht mehr in diesem Umfang sondern eher mit wenigeren Trades, dafür aber gezielter wenn wirklich alle Faktoren passen (das berühmte 5-Sterne-Setup sozusagen) und auch in einer weitaus geringeren Gewichtung zu meinem Handel und Investment im Aktienbereich.
VG Andi