Bild zum Interview mit Sebastian SteyerTrader-Stammtisch im Interview mit Sebastian Steyer

 

Können Sie uns etwas zu Ihrem Werdegang erzählen?

Ich bin 1973 im schönen Radebeul bei Dresden geboren und habe nach dem Abitur an der Wirtschaftsakademie in Dresden Betriebswirtschaft studiert. Danach habe ich als freiberuflicher Trainer im Bereich der BWL gearbeitet. Anschließend war ich fast sieben Jahre bei einem großen deutschen Einzelhandelsunternehmen als Personalentwicklungsreferent tätig. Seit 2010 bin ich selbständiger Finanzcoach für private Anleger und Trader. Meine Angebote finden Sie unter www.sebastiansteyer.de Außerdem trade ich natürlich auf eigene Rechnung.

Wann haben Sie mit dem Trading begonnen? 

Dies war 1996 mit dem Kauf von Aktien der Firma Fokker, welche damals kurz vor dem Aus stand. Auch wenn ich mit dieser hochspekulativen Aktie damals gutes Geld verdient habe, hatte ich wohl eher das Glück des Tüchtigen gehabt. Im Nachhinein kann man dieses Geschäft als den Beginn meines Tradings bezeichnen, obwohl ich zu jener Zeit noch über kein nennenswertes Wissen zum Thema Trading verfügte.

Warum traden Sie? Was ist Ihre Motivation?

Zum einen geht es darum Geld zu verdienen, nicht mehr und nicht weniger.

Hinzu kommt immer ein gewisser Wettbewerbscharakter, man versucht in diesem knallharten Business dauerhaft zu den Besseren zu gehören.

Hatten Sie einen Mentor?

Nein, ich habe mir den überwiegenden Teil autodidaktisch beigebracht.

Wie lange hat es gedauert, bis Sie erfolgreich an der Börse agiert haben? 

Was das Trading betrifft, so waren dies wohl mehr als 3 Jahre, ehe man von erfolgreichem Trading sprechen konnte. Beim langfristigen Investieren ist man naturgemäß stark von den Börsenzyklen abhängig. Beginnt man seine Karriere als Investor in einer Phase der Hausse, so glaubt man die Märkte schnell verstanden zu haben, was natürlich nicht der Fall ist. Auch hier sind einige Jahre Erfahrung notwendig.

Wie würden Sie Ihr Trading beschreiben, diskretionär oder systematisch?

Ich habe vieles ausprobiert, bin aber eher der systematische Trader, der sich an feste Regeln hält. Diese Regeln sollten natürlich vorher einigen Backtests unterzogen worden sein und sich als erfolgreich erweisen.

Wie viel Zeit beansprucht Ihre Trade-Vorbereitung, wie viel Zeit benötigen Sie für das Trade-Management offener Positionen und für die Trade-Nachbereitung?

Beim Positions-Trading, speziell im DAX, habe ich für mich ein System gefunden, wo ich pro Tag nicht mehr als ca. 20 Minuten Zeit dafür benötige.

Welche Trades laufen besser: die kurzfristigen oder die langfristigen?

Ich bin kaum noch im kurzfristigen Bereich aktiv, sondern halte meine Positionen meist mehrere Tage oder Wochen, um von den längerfristigen und größeren Trends zu profitieren. Dort gelingt es mir am besten Geld zu verdienen. Als Daytrader im Minutenbereich bin ich persönlich weniger geeignet.

Wie wichtig ist Ihnen der Austausch mit anderen Tradern?

Dieser Austausch ist immer sehr inspirierend, auch wenn man schnell merkt, wer mit dem Trading wirklich Geld verdient und wer nur so tut als ob. Hat man einmal jemanden gefunden, der wirklich gut ist, dann kann man gegenseitig immer das ein oder andere voneinander lernen. Manchmal entwickelt sich auch eine echte Freundschaft, was in der Branche in meinen Augen aber eher seltener vorkommt.

Was haben Ihnen die Erfahrungen, die Sie beim Trading gemacht haben, für Ihre persönliche Entwicklung als Mensch gebracht?

Man lernt beim Trading schon eine Menge über sich selbst und wie man so tickt, wenn man mal seinem Gehirn freien Lauf lässt an den Finanzmärkten. Doch leider sind unsere Urinstinkte und die intuitiven Prozesse in unserem Gehirn so gar nicht für den Trading-Erfolg geeignet, ganz im Gegenteil! Hier muss man sich gezielt zur Ratio disziplinieren, ein täglicher Kampf mit sich selbst. Der Lohn dieses Kampfes ist zum einem erfolgreiches Trading, zum anderen die Auseinandersetzung mit der eigenen Persönlichkeit. Hier kann man auch für andere Lebenssituationen einiges lernen.  

Sie sind ja einer der Gründer des Radebeuler Actienclubs, was war Ihr Ziel mit dem Club? 

Zum einen wollten wir den Club als Plattform nutzen, um interessierten Privatanlegern Wissen über die Börse zu vermitteln. Zum anderen stand natürlich das gemeinsame Geldverdienen an der Börse, unabhängig von Banken und Investmentfonds, im Vordergrund. Hinzu kommt, dass aktuell mehr als 40 Privatanleger in der Gemeinschaft eine ganz andere Investitionssumme zusammen bringen, als das die meisten Kleinanleger können. Mit aktuell gut 370.000,- Euro an Clubvermögen kann man auch ganz anders an den Finanzmärkten agieren und das Depot diversifizieren.  

Haben Sie dieses Ziel erreicht?

Ich denke ja, denn schließlich gibt es uns mittlerweile schon fast 14 Jahre! Natürlich haben wir in den ersten Jahren auch Lehrgeld bezahlen müssen, aber wenn man die richtigen Lehren daraus zieht, halte ich solches Lehrgeld immer für ein gutes Investment, weil man beim nächsten Mal den gleichen Fehler nicht wieder begeht und somit sein Kapital schützen kann. Auch beim Thema Wissensvermittlung haben wir einiges erreichen können, meine ich.

Würden Sie wieder einen Aktienclub gründen?

Ja, ich glaube dies würde ich wieder tun.

Wie verbinden Sie Ihr Trading mit dem Privatleben?

Ich muss immer aufpassen, dass das Thema Trading nicht zu viel Raum in meinen Leben einnimmt. Dabei meine ich nicht nur das Traden selbst, sondern meine Tätigkeiten rund um dieses Thema, wie Artikel und Bücher schreiben (das nächste Buch befindet sich gerade in der Entstehung), Vorträge auf Messen, Seminare, Webinare und und und. Aber wenn Freizeit ist, dann versuche ich auch den PC auszuschalten und nicht in den Videotext oder auf das Handy zu schauen.

Dies funktioniert meist recht gut, zumal alle offenen Trading-Positionen immer durch einen scharfen Stoppkurs abgesichert sind.

Was machen Sie, wenn Sie in Ihrer Freizeit sind?

Ich bin begeisterter Motorradfahrer, bewege mich gern in der Natur, gehe gelegentlich joggen und ab und an zücke ich auch gern mal die Spiegelreflex und schieße ein paar Fotos. 

Wie wichtig ist das private Umfeld Ihrer Meinung nach für ein erfolgreiches Trading? 

Sehr wichtig, vor allem geht es darum, dass das private Umfeld die Tätigkeit als Trader akzeptiert und im besten Fall aktiv unterstützt. Wer sich bei seiner Familie bzw. seinem Partner jeden Abend rechtfertigen muss, dass er „nur“ Trader ist, wird auf die Dauer keinen Spaß am Trading haben.

Was ist Ihrer Meinung nach die wichtigste Regel beim Trading?

Die wichtigste Regel ist ein konsequentes Risiko- und Money-Management, mit all den Bausteinen die dazu gehören. Ist das vorhanden und wird dann auch umgesetzt, ist ein großer Schritt in Richtung erfolgreiches Trading vollzogen.

Welchen Rat können Sie einem Trading-Einsteiger geben?

Am Anfang die Erwartungen nicht zu hoch zu schrauben, der Neuling wird in den ersten Jahren meist Verluste schreiben. Das ist die Lernphase. Wer die Verluste klein hält, kann sein Kapital schützen, um dann, wenn die ersten Gewinne sich langsam einstellen, noch genügend Kapital zu besitzen, um weiter traden zu können. Außerdem gehört zum Trading Disziplin, Konsequenz und ein hohes Maß an Selbstreflexion des persönlichen Handels dazu. An diesen drei Punkten scheitern jedoch die meisten privaten Trader. 

Wir bedanken uns für dieses interessante Interview, wünschen Ihnen für die Zukunft alles Gute und dass Sie Ihre Ziele erreichen. 

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Update 17.09.2012

Herr Steyer hat ein neues Buch mit dem Titel "Risiko- und Money-Management: Der Schlüssel für erfolgreiche Trader und Anleger " veröffentlicht. 

Es wurde uns bereits im Vorfeld eine exklusiv eine Leseprobe des neuen Buches von Herrn Steyer zur Verfügung gestellt. Die Leseprobe findet Ihr in unserem Download-Bereich unter http://www.trader-stammtisch.de/Downloads/Leseprobe-des-Buches-Risiko-und-Money-Management-Der-Schluessel-fuer-erfolgreiche-Trader-und-Anleger-von-S-Steyer_51 

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Hast du noch eine Frage an Sebastian Steyer? 

Dann schreibt diese doch unten in das Komentarfeld und wir werden deine Frage weiterleiten. Wenn Herr Steyer diese dann beantwortet hat ergänzen wir das Interview.  

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23.04.2012 | 37409 Aufrufe