Entscheidet unser Gehirn darüber was wir sehen?   

Marktakteure analysieren den Finanzmarkt auf unterschiedlichste Art und Weise.

Grob gesehen lassen sie sich in zwei Gruppen einteilen: Auf der einen Seite finden wir die Liga der fundamentalen Analysten, die wir meist unter den Investoren finden.

Auf der anderen Seite die technischen Analysten, die sich überwiegend in kurzfristigen Investitionszeitrahmen bewegen. Der technische Chartanalyst versucht, zukünftige Kursverläufe eines Basiswerts aus Betrachtung vergangener Kursverläufe herzuleiten.

Doch egal wie Sie den Markt analysieren, Sie werden immer nur Erkenntnisse daraus ableiten können, die Sie bereits in ähnlicher Weise aus der Vergangenheit kennen.

Ich möchte dies näher am Beispiel der technischen Analysten beleuchten.

Nehmen wir an, Sie sind Trader im Handelsraum der Bank XY.

Ihre Kollegen handeln die gleichen Märkte wie Sie. Alle Trader haben die identische Ausbildung durchlaufen und dennoch gibt es Kollegen innerhalb der Abteilung, die Trades im Gewinn schließen, während die anderen Trader ihre Position, im selben Underlying, im Verlust schließen.

Woran mag dies wohl liegen?

Der Techniker unter den Marktakteuren leitet, wie gesagt, seine Trading-Entscheidungen anhand der Informationen, die er im Kursverlauf eines Chartbildes erkennt, ab.

Er eröffnet oder schließt anhand der visuell dargestellten Informationen entsprechend seine Positionen.

Man könnte nun annehmen, dass alle Trader, vorausgesetzt sie haben die gleichen Informationen, entsprechen identisch ihre Trading-Positionen eröffnen oder schließen.

Die „Realität“ sieht allerdings anders aus. Doch da es Realität als solches nicht gibt und jeder Trader in seiner eigenen „Realität“ lebt, werden unterschiedliche Ergebnisse erzielt.

Sogenannte Wahrnehmungsfilter verhindern, dass jeder eine Situation anders bewertet. Es ist also gut möglich, dass ein Trader eine Long-Position eingeht, während sein Kollege eine Shortposition eröffnet.

Wahrnehmungsfilter entstehen durch Erfahrungen aus der Vergangenheit. Die meisten davon stammen aus unserer Kindheit. Aber auch Erfahrungen die wir während des Tradings machen
sind für unsere Wahrnehmungsfilter mit verantwortlich.

Wahrnehmungsfilter sind dafür verantwortlich was wir sehen.

Allgemein wird angenommen, dass wir durch unsere Augen sehen.

Dies ist allerdings so nicht richtig. Wir sehen mit dem Sehzentrum in unserem Gehirn. Wir sehen also sozusagen nur durch unsere Augen und mit unserem Gehirn!

Alles was unser Auge aufnimmt, wird im Gehirn blitzschnell verarbeitet. Informationen die wir aufgrund unserer Erfahrungen aus der Vergangenheit bereits kennen, werden von uns als real aufgenommen und über die Augen von unserem Gehirn wahrgenommen.

Andere Bits an Informationen die wir noch nicht kennen oder die nicht in unser Glaubenssystem passen, nehmen wir mit unseren Augen deshalb auch nicht wahr. Dies können beispielsweise spezielle Chartformationen oder Signale eines Indikators sein.

Dies ist ein sinnvoller Schutzmechanismus und hat natürlich auch seinen Sinn, da wir ansonsten anhand der vielen Reize die wir in jedem Augenblick aufnehmen, schlichtweg durchdrehen würden.

Um dies an einem anderem Beispiel zu verdeutlichen, wie unsere Entscheidung z.B. bei einem Kauf beeinflusst werden kann, wird dies in dem Artikel "Den Kaufprozess Ihres Kunden verstehen" aus der Sicht des Verkäufers sehr anschaulich dargestellt. 

 

Die Realität eines Traders entscheidet über Gewinn und Verlust

Für unseren Erfolg als Trader ist es deshalb von entscheidender Bedeutung, was wir in unserem Leben als real ansehen! Es kommt sehr stark auf unser Wertesystem an. Was ist für uns wichtig, was nicht. Was glauben wir über die Welt die uns umgibt? Was glauben wir beispielsweise über Geld? Haben wir es überhaupt verdient viel Geld an der Börse zu verdienen oder sind wir uns nur einen bestimmten Betrag wert? All dies sind Punkte die Einfluss darauf nehmen, was wir täglich wahrnehmen. Entspricht etwas nicht unserem Glaubenssystem, so existiert es in unserer Welt nicht!

Dass ein Trader aufgrund seiner Erfahrungen aus der Vergangenheit, seines Wertesystems und seinen Überzeugungen Informationen in einem Chartbild wahrnimmt, während sein Kollege aus dem gleichen Chartbild völlig andere Informationen ableitet, entscheidet letztendlich darüber, wer am Ende mit einem Gewinn nach Hause geht.

Dies ist natürlich nur ein Punkt, der allerdings einen entscheidenden Einfluss auf unsere täglichen Handelsentscheidungen hat, zeigt aber auf, warum es so zahlreiche unterschiedliche Meinungen über den weiteren Kursverlauf gibt.

Wer als Trader noch nicht den Erfolg hat, sollte auch ernsthaft seine Überzeugungen genauer ansehen. Meist sind diese tief in unserem Unterbewusstsein verankert. Wir laufen dann sozusagen auf Autopilot. Wenn diese unbewussten Programme nicht unseren Zielen entsprechen, werden wir unbewusst aufgrund vieler Faktoren immer wieder Fehlentscheidungen treffen und deshalb Geld an der Börse verlieren. Es empfiehlt sich dann die Anwendung eines Mentaltrainings für Daytrader, um unbewusste Erfolgsverhinderer bewusst zu machen, damit diese mittels des Mentaltrainings verändert werden können.

Erst wenn wir wissen, was unseren Erfolg an der Börse verhindert, können wir beginnen an unseren Erfolgsblockaden arbeiten.

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Autor: 

Thilo C. Herr ist Herausgeber des Mentaltrainings für Daytrader „DER MENTAL TRADER“ und als Privatcoach tätig. Er befasst sich seit vielen Jahren mit mentalen Erfolgsblockaden und wie diese verändert werden können. Aus langjähriger Erfahrung weiß er, wie sehr falsche Grundüberzeugungen den Erfolg eines Traders beeinflussen können.

 

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27.11.2013 | 38384 Aufrufe